Hövelhof - Rheda-Wiedenbrück, 
60 Kilometer
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| Fast am Startpunkt | 
Am
 Freitag, den 26. August ist es soweit. Ich mache mich auf den Weg nach 
Salzbergen, um Frank abzuholen. Unterwegs fange ich schon mal ein paar 
Impressionen ein, denn der Dunst zieht noch über die Felder und kündet 
von einem schönen Tag. Die Wetterprognose verheißt zumindest für heute 
wirklich schönes Wetter. Ich merke nach ein paar Kilometern, wie die 
Muskulatur immer geschmeidiger wird und Lust auf mehr macht.
Bei
 Frank angekommen, stärke ich mich mit einem Kaffee. Es ist die Zeit, wo
 die gesamte Familie langsam in den Alltagstrott einsteigt, denn in 
Niedersachsen sind die Sommerferien ja schon wieder vorbei. Unsere 
letzten Vorbereitungen, also das übliche Geplänkel (Gelaber) wird vom 
männlichen Teil der Familie Lohaus mit großer Aufmerksamkeit und 
Gelächter verfolgt.
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| Infozentrum an den Emsquellen | 
Beim Aufbruch werden wir von Franks zweitem Sohn begleitet, der auch zum Bahnhof muss.
Nach der Verabschiedung stehen wir am Gleis und warten auf unseren Zug.
Schließlich
 kommt er und die Fahrt gestaltet sich, wie gewohnt kurzweilig. Einen 
Makel hat die Angelegenheit allerdings: Wir haben einen Zwischenstopp in
 Bielefeld!
Frank ignoriert diese Tatsache aber nach bester Manier und lässt sich nichts anmerken- fast nichts!
Den
 letzten Streckenabschnitt nach Hövelhof fahren wir mit einer 
Regionalbahn, die allerdings auch ein Schienentaxi sein könnte, da wir 
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu keinem Zeitpunkt 
schneller als 60km/h fahren.
Am
 Ziel angekommen staunen wir über die bereits große Hitze, mit der wir 
es heute also zu tun kriegen sollen. Nun gut, verwöhnt worden sind wir 
in den letzten Jahren wahrlich nicht, warum also nicht mal heiß?
Nachdem
 wir uns orientiert haben, fahren wir zu den Emsquellen, die wir beide 
natürlich schon mindestens einmal gesehen haben, aber um diesen Radweg 
bis ins Emsland zu befahren, brauchen wir den angemessenen Startpunkt. 
Die Quellen selbst verheißen also nichts neues, wohl aber der offizielle
 Startpunkt des Emsradweges, an dem sich nun ein Infozentrum befindet. 
Selbstverständlich statten wir diesem einen Besuch ab.
Die
 Fahrt von den Quellen in Richtung Rietberg gestaltet sich kurzweilig. 
Frank und ich unterhalten uns über die landschaftliche Beschaffenheit 
der Senne, die doch sehr der Gegend um Gleesen ähnelt.
Wir
 passieren die Autobahn in der Nähe von Stukenbrock und radeln weiter. 
Auf Höhe Hövelhof fahren wir, nachdem wir die Bahnlinie die uns hierher 
führte passieren, zur noch sehr jungen Ems und machen Fotos von einem 
„Rinnsal“, welches dem Hemelter Bach ähnelt und in dem man höchstens 
Wassertreten kann. Dies ist also der Fluss, der in Ostfriesland die 
größten Kreuzfahrtschiffe aufnimmt. Das alles  erstaunt uns doch sehr. 
Wir halten immer wieder an Stellen, wo die Ems unseren Weg direkt begleitet oder kreuzt. 
Zur
 Mittagszeit erreichen wir das Steinhorster Becken, ein künstlich 
angelegtes Naturschutzgebiet des Delbrücker Landes. Das über 80 Hektar 
große Gebiet besteht hauptsächlich aus Wasserflächen und bietet vielen 
Wasservögeln einen Lebensraum. Wir umradeln das Gebiet ca. zur Hälfte in
 Form eines C. 
Am
 unteren Ende angekommen machen wir im Café Brinkmeier eine ausgedehnte 
Mittagspause. Während ich irgendein gutbürgerliches Mittagsmahl 
verzehre, genießt Frank wieder einmal etwas besonderes, mir will nur 
leider nicht der Name des Gerichts einfallen.
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| Café Brinkmeier am "Steinhorster Becken" | 
Die
 Mittagssonne brennt, die Wespen werden immer unverschämter und so 
brechen wir auf. Wenn man den Magen voll hat, radelt es sich nicht so 
gut, das merken wir spätestens jetzt wieder einmal. Die nächsten 
Kilometer quälen sich so dahin und ab und zu steigen wir kurz ab.
Rietberg kommt in Sicht und wir halten an einer historischen Kapelle, in der gerade eine Führung stattfindet. Der Fahrer der 
„Bimmelbahn“, der auf die „Touris“ wartet gibt uns ein paar Infos: 
In
 Rietberg machen wir eine Rast und bewundern die exquisite städtische 
Wohnlage an der noch jungen Ems. Hinter dem Städtchen liegt der Emssee,  den man über einen Aussichtsturm hinter den Bäumen erblicken kann. 
Der
 Nachmittag zieht so dahin und Rheda– Wiedenbrück wird erreicht. Hier 
fällt auf, dass wie bereits in Rietberg ein sich angrenzender Grüngürtel
 an der Stadt vorbeiführt, der zur Naherholung genutzt wird.
In
 Rheda suchen wir uns einen Getränkestützpunkt, um uns mit Erfrischungen
 zu versorgen. Ein Milchkaffee in der Altstadt rundet den Besuch ab und 
wir machen uns auf zu unserer heutigen Unterkunft, die etwas außerhalb 
der Stadt liegt: Der Landgasthof Albermann. Unterwegs entdecken wir 
dunkle Wolken am Himmel, die nichts Gutes verheißen. Als die Räder 
untergestellt sind und unsere Unterkunft bezogen ist, bricht das 
Unwetter los.
Frank
 liegt auf dem Bett und schläft bereits. Doch der Hunger lässt ihn nach 
kurzer Zeit erwachen. Wir speisen und gönnen uns dazu ein paar Bierchen 
und runden  so einen tollen Tag ab.
2. Etappe: 
Rheda-Wiedenbrück - Greven 
100 Kilometer
Am Samstag, 27. August haben wir die Königsetappe vor uns, die uns in ca. 100 km nach Greven führen soll.
Nach
 einem ausgiebigen Frühstück und dem Auschecken machen wir uns auf die 
Socken. Erst einmal wieder in Richtung Rheda und dann den Einstieg in 
die Tour finden. Ist gar nicht so einfach, ein paar Mal verfahren wir 
uns, bis es schließlich fluppt.
Um
 es vorwegzunehmen: Es ist wieder einmal ein Tour-Tag, der durch Regen 
geprägt ist. Häufiger kommen Schauer, die uns zwingen anzuhalten und uns
 gegen das Wetter zu schützen. Kurz vor Harsewinkel erwischt es uns 
richtig und wir halten unter dem Vordach eines Autohändlers, um uns mit 
einem Müsliriegel zu stärken.
Harsewinkel
 ist der Stammsitz der Firma Claas, die, wie wir erkennen können riesig 
zu sein scheint, was man allein schon an den Mitarbeiterparkplätzen 
ausmachen kann. Als wir diese passieren prasselt ein Schauer auf uns 
nieder, der es in sich hat. Da wir keinen Unterschlupf finden können, 
sind wir binnen einer halben Minuten völlig durchnässt, auch die 
Regenkleidung bietet jetzt keinen Schutz mehr. Doch komischerweise tut 
das der guten Stimmung keinen Abbruch. Nur Franks Anmerkungen: „Keine 
Sorge, schlimmer kann es nicht kommen!“ will ich jetzt nicht hören, denn
 es kommt noch schlimmer.
Aber
 da wir schon komplett durchnässt sind macht uns das nichts mehr aus und
 veranlasst Frank auf einer Brücke zu einem Filmbeitrag mit seiner neuen
 wasserdichten Kamera.
Eine Viertelstunde später erreichen wir eine Schutzhütte, wo wir uns erst einmal trocknen und uns stärken.
Zur Mittagszeit machen wir vor Warendorf eine Lokalität aus, die mit ihrem Namen schon Begehrlichkeiten weckt: „Herrlichkeit!“ 
O.K.
 runter vom Rad, Hunger, Durst, Ausspannen! Wir stellen die Räder ab und
 betreten das Lokal. Meine Kleidung am Leibe ist klamm und mich fröstelt
 etwas, jetzt nur nicht weich werden.
Unser Menü wird durch einen heißen Kaffee abgerundet, den Frank für uns aushandelt- Klasse!
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| Der Name ist Programm | 
Wir
 fahren durch Warendorf und bemerken zu unserem Erschrecken, dass wir in
 absehbarer Zeit wieder richtig nass werden. Es zieht eine Wetterfront 
vor uns auf, die beängstigend wirkt. Also links abbiegen und zu einem 
Einkaufszentrum, welches Unterschlupf bietet. Die dunklen Wolken ziehen 
mit einer unglaublichen Geschwindigkeit über uns weg und geben ihren 
nassen Inhalt preis; na Gott sei Dank stehen wir hier ganz gut. Zu uns 
gesellt sich ein, wie sich im Verlaufe des Gesprächs herausstellt, 
Österreicher, der hier in der Nähe auf einem Campingplatz Urlaub macht. 
Wir haben ein nettes Gespräch, und schließlich scheint das Unwetter 
vorbei zu sein und wir fahren weiter. 
Hinter
 Warendorf wird es für mein Empfinden landschaftlich reizvoll. Hier ist 
es vergleichbar mit dem Emsland, wir fahren durch kleine Ortschaften wie
 Müssingen, Einen und Vechtrup.
Vor
 Telgte durchradeln wir die Emsauen, die zu den ökologisch wertvollen 
und landschaftlich beeindruckenden Naturschutzgebieten des Münsterlands 
zählen. Frank erzählt mir von Telgte als Wallfahrtsort. 
In
 der Stadt überqueren wir die Ems an einer historischen Wassermühle und 
nähern uns so langsam dem Kreis Steinfurt, den wir dann mit dem 
Passieren der historischen Kanalüberführung bei Geldern erreichen. 
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| In Telgte | 
So
 langsam neigt sich unsere Tagesetappe dem Ende zu und wir sind guter 
Dinge. Vor der Ankunft in Greven durchfahren wir noch den kleinen Ort 
Gimbte, wo wir auf der Emsbrücke uns den Verlauf des immer noch relativ 
kleinen Flusses anschauen, den wir seit gestern bereits fast 160 
Kilometern begleitet haben. 
Unser Hotel, der Hoeker Hof liegt zentral in Greven. Frank und ich 
checken
 ein. Während sich mein Freund erst einmal aufs Bett haut, dusche ich 
und schalte die „Flimmerkiste“ ein, um mir die Bundesliga anzuschauen. 
Der mobile Akku, der während der Tagesetappen mein Handy während des 
Navigierens versorgt, hängt am Ladekabel. Der Abend kann also kommen.
An
 diesem Wochenende ist in Greven Kirmes und so ist auf den Straßen eine 
Menge los, als wir zum Essen gehen. Unsere Wahl fällt auf ein 
chinesisches Restaurant, in dem wir uns am Buffet selbst bedienen 
können.
So klingt der letzte Abend unserer Tour in gemütlicher Atmosphäre aus und wir freuen uns auf die morgige Abschlussetappe.
3. Etappe: 
Greven - Salzbergen (Emsbüren) 
50 (60) Kilometer
Am
 Sonntag, 28. August stärken wir uns bei einem leckeren Frühstück. Es 
ist immer wieder erstaunlich, welche Gesprächsinhalte mir im Nachhinein 
in Erinnerung sind. Während des Frühstücks ging es um eine neue 
Verordnung im Lebensmittel-/ Gastronomierecht (oder so ähnlich, sorry!),
 nach der man jetzt auch wachsweich gekochte Eier verzehren kann und 
nicht auf die steinhart gekochten zurückgreifen muss. 
Der heutige Tag bildet den Abschluss und wir können heute mal ein wenig mehr bummeln.
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| Brücke bei Emsdetten | 
Im
 Norden von Greven biegen wir nach der Durchquerung der Hauptstraße nach
 rechts ab und fahren durch die Wentruper Berge (Waldgebiet). Nach ein 
paar Kilometern machen wir eine Pinkelpause. Nachdem wir unser Geschäft 
verrichtet haben überholen uns zwei, na ja nun sagen wir mal Seniorinnen
 oder besser Frauen reiferen Alters, die uns freundlich grüßen. Als wir 
weiterfahren stellen wir nach kurzer Zeit fest, dass die Damen eine 
Pause machen und zwar an einer 1200 Jahre alten frühmittelalterlichen 
Hofanlage, dem „Sachsenhof“. Dieses Mal grüßen wir sehr freundlich. 
Etwas weiter, in der Merschheide halten wir an, da uns ein 
Industrieschornstein auffällt, der allein und verlassen am Waldrand 
steht.
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| Rast | 
Auf
 der Emsbrücke in Hembergen werden wieder die obligatorischen Fotos 
geschossen, da überholen uns die Damen abermals mit einem sehr 
freundlichen Gruß. Wir sehen, dass sie am Dorfkrug an der Kirche ihre 
Räder abstellen und sich an einen der dort stehenden Tische setzen. Als 
wir vorüberfahren, erkennen wir, dass sie sich eine Stärkung in 
flüssiger, hochprozentiger Form einschenken und uns dazu einladen, was 
wir dankend und freundlich ablehnen und uns schnell „aus dem Staub 
machen“. Von Hembergen aus führt ein landwirtschaftlicher Weg nach 
Emsdetten, der zum Teil unbefestigt ist. Wir überholen eine ca. 10 
köpfige Läufergruppe, die sich am Sonntagmorgen schon verausgabt.
Hinter Emsdetten nähern wir uns wieder der Ems an und queren sie schließlich über eine Fußgänger/ Radfahrerbrücke, die über komische Flaggen verfügt.
Im angrenzenden Waldhotel machen wir eine Rast bei einem leckeren Milchkaffee.
Nach relativ kurzer Zeit sind wir an der Bockholter Fähre, die der Emsbürener Emsfähre als Vorbild gedient haben dürfte.
In Elte machen wir eine kuriose Entdeckung: Eine Marienstatue in einer ausrangierten Telefonzelle!
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| Bockholter Fähre | 
Über
 Gellendorf erreichen wir schließlich Rheine. Die Ems passieren wir auf 
der Südbrücke, die eine Eisenbahnbrücke ist. Da es Mittagszeit ist und 
wir noch Zeit haben, fahren wir durch die entvölkerte Fußgängerzone und 
stärken uns in dem Restaurant mit den goldenen Bögen.
Den Weg nach Salzbergen schlagen wir später rechts der Ems ein, den Frank noch nie gefahren ist.
In
 Holsterfeld überqueren den Fluss abermals über die Brücke der B70 und 
fahren über Bentlage und den Holde zurück, um noch einmal am Hotel zur 
Ems in Salzbergen einen letzten, nun wehmütigen Blick auf unseren 
Heimatfluss zu werfen.
Bei
 Frank angekommen gibt´s einen großen Bahnhof. Meine Familie ist da und 
bei Kaffee und Kuchen lassen wir eine tolle Tour ausklingen. So müssen 
wir uns nicht, wie in den vergangenen Jahren, so abrupt verabschieden.  
Meine letzten Kilometer lege ich, wie so oft alleine zurück und in Gedanken gehe ich unsere diesjährige Tour noch einmal durch.
Für 2012 habe ich bereits eine Tour ausgewählt, die ich unbedingt mit Frank fahren möchte:
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| Vor Rheine | 
Den Ruhrtalradweg von der Quelle in Winterberg bis zur Einleitung in den Rhein, insgesamt 230 Kilometer.
In den vergangenen Ausgaben des Emsradlers habe ich bei den Ankündigungen der kommenden Tour immer falsch gelegen.
Das soll sich ändern!
Dies wird spätestens in der kommenden Ausgabe offensichtlich, in der in jedem Fall die Emsradler wieder unterwegs waren. 
Tschüß
 

 
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